Verbrennungsmotor versus Elektromotor, oder doch Wasserstoff oder Hybrid? Vor über hundert Jahren setzte sich der Verbrennungsmotor gegen den Elektromotor durch. Die damals beschriebenen Probleme des Elektro-Autos waren praktisch die gleichen, die sie heute noch sind: Batterietechnik (damals Blei-haltig), Fahrzeuggewicht, Reichweite, Ladezeiten, und Lademöglichkeiten. Als ob die Zeit stehen geblieben ist. Oder doch nicht ganz?
Damals waren in Deutschland 50-100 Tausend Personenkraftwagen (Pkw) zugelassen. 50 % davon waren übrigens E-Autos. Heute gibt es 48,5 Millionen Pkws. Allein in Deutschland! Dies bedeutet grob gerechnet: ein Auto auf zwei Einwohner. Und die deutsche Bevölkerung wächst weiter und ebenso der Durst nach Mobilität. Die gefahrenen Kilometer pro Fahrzeug und Jahr waren damals deutlich geringer als sie heute sind (von 3 - 5.000 auf 19.000 km). Gleiches gilt für die Fahrgeschwindigkeit, die heute deutlich höher ist, als vor 100 Jahren. Zudem werden immer größere und leistungsstärkere Autos hergestellt. Gleichzeitig ist der Kraftstoffverbrauch pro gefahrenen Kilometer gesunken (von 20 – 30 auf 7-8 Liter). Allein diese wenigen Faktoren machen die daraus entstandene Umweltbelastung deutlich. Übrigens um 2035 Klimaneutral zu werden, dürfen laut verschiedenen Studien nur noch 30 Millionen Pkws in Deutschland unterwegs sein! Interessante Perspektive: Weltweit gibt es heute ca. 1 Milliarde Pkws!
Als erstes „offizielles“ elektrisches Straßenfahrzeug gilt das Trouvé Tricycle von M. Gustave Trouvé in Paris aus dem Jahr 1881. Die Höchstgeschwindigkeit war 12 km/h, die Reichweite betrug 26 Kilometer. Dies war fünf Jahre vor dem Carl Benz‘ Patent für den dreirädrigen Benz Patent-Motorwagen mit Gas-Verbrennungsmotor. Das erste bekannte deutsche Elektroauto baute 1888 die Coburger Maschinenfabrik A. Flocken. Vermutlich handelt es sich bei diesem vierrädrigen Elektroauto um den weltweit ersten elektrisch angetriebenen Personenkraftwagen. Den Lohner-Porsche, das erste Elektroauto mit Radnabenmotoren, entwickelte Ferdinand Porsche 1899. All dies alles ist bereits unglaubliche 120 – 140 Jahre her. Heute entdecken die ‚allwissenden‘ Automobilhersteller das Elektroauto wieder. Dies sind übrigens die Gleichen, die vor einiger Zeit Tesla noch abfällig belächelt haben. Wie sich die Zeit so ändert!
Shell (1939 bis heute: Shell Eco-marathon) und Exxon Mobil (in Deutschland besser bekannt als Esso 1936-1968) entdeckten das Thema ‚Kraftstoffeffizienz‘ bereits in den 30er Jahren für sich. Zwei Mineralölgesellschaften, deren Profit ganz eng mit der Motorisierung und der Mobilität der Gesellschaft zusammen hängt, starteten vor 90 Jahren Wettbewerbe und kürten die Kraftstoff-effizientesten Fahrzeuge und deren Erfinder. Jedes Jahr fand ein Fahrwettbewerb statt, bei dem es darum geht, wer am meisten gefahrene Kilometer aus einer US-Gallone Benzin (= 3,785 Liter) herausholen kann. Der Fahrstil war nicht eingeschränkt, aber es war eine Mindestgeschwindigkeit von 30 Meilen/h (48 km/h) vorgeschrieben. Warum ein Wettbewerb ‚Kraftstoffeffizienz‘ von Ölgesellschaften organisiert und gesponsert wurde/wird und nicht von Pkw-Herstellern verwundert. Nun ja, man muss nicht alles verstehen.
Der Gewinner des Shell-Wood-River-Wettbewerbs von 1973 war Ben Visser, der mit einem stark modifizierten 1959 Shell Opel Rekord P1 einen neuen atemberaubenden Weltrekord aufstellte: 376,59 Meilen pro Gallone, womit man theoretisch mit weniger als zehn Gallonen von US West-Küste zu US Ost-Küste hätte fahren können. Theoretisch zumindest.
Der Opel war ursprünglich ein Kombi, dessen Dach abgeschnitten (abgesenkt) und zu einem Pickup umgebaut wurde, ausgestattet mit einem 2-Gang-Kettenantrieb, einem 4-Zylinder-Motor, der fast vollständig isoliert ist (einschließlich des gesamten Kühlers), einer adaptierten Luftansaugung (der Vergaser hat eine ¾-Zoll-Bohrung) und einem Mittelmotorersatz. Die Hinterräder sind mit der Mitte der Achse verbunden. Die Achse wurde um 12,7 cm verlängert. Die Namen der Mitglieder des Experimental-Teams, die den Wagen entwickelt und vorbereitet haben, prangen noch immer stolz auf der Heckklappe.
Empfohlene Lektüren:
1) Shell Confession of a Mileage Champion;
2) Fuel economy of the gasoline engine: Fuel, lubricant, and other effects.
3) The Mobilgas Economy Run: A History of the Long Distance Fuel Efficiency Competition, 1936-196